Gratis E-Book: In 5 Schritten zum Wohlfühlkörper
Emotionales Essen Titelbild

Emotionales Essen – Ursachen finden und Strategien entwickeln

Picture of Hanna Schnepf
Hanna Schnepf

M.Sc. Ernährungswissenschaften und Expertin für Ernährungspsychologie

Isst Du oft, ohne wirklich Hunger zu haben? Isst Du mehr, als Du zum Satt werden eigentlich bräuchtest? Dann solltest Du für Dich überprüfen, ob Du ein sogenannter emotionaler Esser bist.

Viele Menschen neigen unbewusst dazu, ihre Gefühle mit Hilfe von Nahrung positiv beeinflussen zu wollen. Was die Ernährungspsychologie zum emotionalen Essen sagt und wie Du Deinen Weg hinausfindest, erfährst Du in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist emotionales Essen?

Emotionales Essen bedeutet, dass bestimmte Gefühle zur Nahrungsaufnahme führen. Im Vordergrund steht nicht das Stillen des Hungers, sondern Gefühlsmanagement. Beispielsweise verleitet das Gefühl von Traurigkeit viele Betroffenen zu dem Wunsch, etwas Süßes essen zu wollen. Essen soll dann das negative Gefühl kompensieren, also mildern oder gar beseitigen.

Das Gefährliche am emotionalen Essen ist, dass es hauptsächlich unterbewusst gesteuert wird. Das bedeutet, man ist sich seiner eigenen Kompensationsstrategien oftmals gar nicht bewusst.

Die folgenden Gefühle bzw. Zustände sind die häufigsten Auslöser für emotionales Essen:

  • Trauer
  • Einsamkeit
  • Angst
  • Stress
  • Überforderung
  • Ohnmacht
  • Langeweile
  • Gefühl der Leere
  • Freude
  • Belohnung

Auf diese Gefühle werde ich nun genauer eingehen, damit Du verstehst, warum sie als Ursachen für unkontrolliertes Essen gelten.

Trauer und Einsamkeit

Mit Essen bei Trauer und Einsamkeit erhoffen sich viele Menschen etwas Trost und Geborgenheit durch das Essen. Typischerweise werden hier eher süße Lebensmittel verzehrt. Diese kurbeln die Produktion von Glückshormonen im Gehirn an und erinnern uns instinktiv an süßliche Muttermilch oder Säuglingsmilch zu Babyzeiten. Babys werden nämlich nicht einfach nur gesättigt durch die Milch, sondern zusätzlich beim Füttern mit Geborgenheit und Wärme versorgt. Das bedeutet, wir Menschen verbinden mit dem süßen Geschmack auch immer eine schöne emotionale Verbindung.

Angst und Stress

Bei Angst, Stress, Überforderung und Ohnmacht wirkt Essen beruhigend auf den Körper und Geist. Besonders weit verbreitet ist das Phänomen, sich nach einem stressigen Tag etwas „Erleichterung“ in Form von Schokolade oder Ähnlichem zu verschaffen. Diese Form des emotionalen Essens wird auch als Stressessen bezeichnet.

Langeweile

Wenn man Langeweile empfindet, bringt uns Essen häufig eine schnelle Ablenkung vor aufkommenden Gefühlen. Denn wer ohne Ablenkung zur Ruhe kommt, kann seine Gefühle nur noch schlecht zurückhalten. Wer aus Langeweile isst, möchte oftmals seine eigenen Gefühle nicht zulassen und sorgt mit dem Essen für mehr Distanz zu seiner Gefühlswelt.

Innere Leere

Essen aus einem inneren Gefühl der Leere wird häufig bei Menschen beobachtet, die ständig Hunger haben trotz Essen. Sie versuchen diese innere Leere quasi wie ein Loch mit Nahrung zu füllen. Da es sich hierbei aber nicht um körperlichen Hunger, sondern um ein seelisches Defizit handelt, kann kaum ein Sättigungsgefühl eintreten.

Positive Emotionen

Auch positiv empfundene Gefühle, wie Freude oder besondere Erfolgserlebnisse können dazu führen, dass man sich etwas gönnen oder sich belohnen möchte.

Wir Menschen neigen alle zur sogenannten Genussmaximierung. Bei einem schönen Abendessen mit Freunden möchten wir nicht selten alles aus dem Abend herausholen, indem nach der Pizza noch das Tiramisu und nach dem zweiten Glas Wein noch das dritte kommt…

Körperlicher Hunger vs emotionaler Hunger
Wichtig zu unterscheiden: Hast Du körperlichen oder emotionalen Hunger?

Emotionales Essen: Ursachensuche in der Kindheit

Die Art und Weise wie eine Familie isst, wieviel Zeit sie sich für die Zubereitung und den Verzehr der Speisen nimmt und welche Lebensmittel auf den Tellern landen, hat großen Einfluss auf die Entwicklung des Ernährungsverhaltens im Erwachsenenalter. Auch welche Atmosphäre bei den gemeinsamen Mahlzeiten herrschte und ob großer Wert auf das vollständige Aufessen der Portion gelegt wurde, spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Was das emotionale Essen betrifft, haben Trost, Belohnungen oder auch der Versuch, das Kind mit Essen zu beschäftigen, den größten Einfluss auf die zukünftige Ernährungsweise. Wenn weinende Kinder lernen, dass sie statt tröstender Worte seitens der Eltern Schokolade angeboten bekommen, werden sie im Erwachsenenalter ihre Trauer mit ebenderselben betäuben.

Ebenso prägend zeigen sich Belohnungen wie „Du hast eine gute Note geschrieben – dafür bekommst Du jetzt ein Eis“. Wenn ein Kind für Erfolge mit Essen belohnt wurde, wird es sich auch später bei guten Leistungen damit belohnen. Nicht selten wird dann der täglich durchgestandene, stressige Alltag als belohnungswürdig empfunden und über das gesunde Maß hinaus gegessen.

Logischerweise werden auch aus Kindern, denen bei Langeweile Essen angeboten wird, später mal Erwachsene, die bei Langeweile zum Essen greifen.

Den Umgang, den Kinder mit dem Essen lernen, werden sie zwangsläufig auch im Erwachsenenalter umsetzen. Aus diesem Grund sollten emotionale Esser IMMER in der eigenen Kindheit mit der Spurensuche beginnen.

Findest Du dich hier wieder? Dann kannst Du die folgende Übung nutzen, um Dich an typische Mahlzeiten aus Deiner Kindheit zu erinnern. Sie hilft Dir dabei, besser zu verstehen, welcher Umgang mit Essen Dir vorgelebt wurde. Daraus lassen sich Schlüsse auf Deine aktuelle Ernährungsweise ziehen.

Gratis Tagebuch -Mahlzeiten in der Kindheit
Ergründe, welches Ernährungsverhalten Dir bereits in Kindheitstagen vorgelebt wurde.

Warum ist emotionales Essen ein Problem?

Wie bereits erwähnt, stehen Süßigkeiten beim emotionalen Essen hoch im Kurs. Aber auch Fast Food und Fettiges wie Chips werden vermehrt als Ersatzbefriedigung ausgewählt.

Wer regelmäßig versucht, sich und seine Gefühle durch Essen zu regulieren, wird langfristig ziemlich sicher immer mehr zunehmen. Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, können folgen.

Essen aus Frust verursacht bei Betroffenen zusätzlichen Frust, sowie enorme Schuld- und Versagensgefühle. Diese Emotionen führen zu erneutem Frustessen und ein Teufelskreis entsteht, der in ein gestörtes Essverhalten münden kann.

Zudem sollte sich Jeder einmal fragen, ob das eigene Leben richtig gestaltet wird, wenn man es nur mit dem Einsatz von Kompensationsstrategien führen kann. Klar gehören Stress, Trauer, Wut & Co dazu, doch sollten diese Gefühle nicht den Grundstein unserer Gefühlswelt bilden – sondern lediglich die Ausnahmen darstellen. Somit stellt das emotionale Essen häufig eine Krücke dar, die langfristig nicht dazu gedacht ist, einen durchs Leben zu tragen.

Bist Du ein emotionaler Esser?

Da Du diesen Artikel liest, hast Du möglicherweise schon eine Vorahnung, dass Du zur Gruppe der emotionalen Esser gehören könntest.

Wenn Du Dir nicht sicher bist, gehe die folgenden Fragen einmal für Dich durch. Je mehr Fragen Du mit „Ja“ beantwortet hast, desto wahrscheinlicher ist es, dass Du Deine Emotionen mit Essen zu regulieren versuchst.

Teste Dich

  • Isst Du häufig, obwohl Du nicht hungrig bist?
  • Isst Du weiter, obwohl Du schon satt bist?
  • Isst Du besonders häufig, wenn Du traurig, einsam oder ängstlich bist?
  • Nutzt Du Essen, um Dich für etwas zu belohnen?
  • Stehen bei Dir weder Sättigung noch Genuss im Vordergrund des Essens?
  • Hast Du nach dem Essen häufig Schuldgefühle?

Und? Erkennst Du Dich in diesen Fragen wieder? Dann lies jetzt weiter, was Du gegen emotionales Essen unternehmen kannst. Denn es gibt einen Ausweg. 😊

Was kannst Du gegen emotionales Essen machen?

Das emotionale Essen ist sehr weit verbreitet. Vielleicht hast auch Du Dich in diesem Text wieder gefunden und möchtest etwas daran ändern?

Die folgenden Ratschläge sind der perfekte Einstieg in ein befreites Essverhalten. Auch, wenn der ein oder andere Punkt, ein wenig Übung erfordert, lohnt es sich unbedingt dran zu bleiben!

Finde Deine Trigger

In welchen Situationen und bei welchen Gefühlen neigst Du dazu, zum Essen zu greifen? Beobachte Dich genau, wenn Du merkst, dass ein Essensdrang in Dir aufkommt. Dabei kann ein Gefühls- und Ernährungstagebuch gut weiterhelfen.

Gratis Gefühlstagebuch
Beobachte, welche Gefühle Dich zum Essen greifen lassen und verhindere dies zukünftig.

Hinweis zum Ausfüllen des Tagesbuchs: Am besten druckst Du gleich mehrere Seiten des Tagebuchs aus und führst es für mindestens 1 Woche. Beginne an einem Tag, an dem Du nicht allzu viel Stress hast, vielleicht an einem Wochenendtag. Du wirst schon bald wertvolle Erkenntnisse daraus ziehen, die Dir helfen, Deine Trigger für das emotionale Essen zu finden.

Selbstwahrnehmung

Finde heraus woher Deine Gefühle wirklich kommen.

Beispiel: Ein Treffen mit einer guten Freundin fällt ins Wasser. Du bist irgendwie unverhältnismäßig enttäuscht und traurig. Der Grund für solche starken Emotionen bei scheinbar harmlosen Situationen ist häufig in der Kindheit zu finden. Beginne Dich mit Deiner Vergangenheit sowie den Prägungen und Überzeugungen aus Deiner Kindheit auseinanderzusetzen.

Lass Deine Emotionen zu

Es liegt in der Natur der Menschen, unangenehme Gefühle um jeden Preis vermeiden zu wollen. Dieses Verhalten dient zwar dem Selbstschutz, jedoch bringt uns dieser kein Stück weiter. So sehr bestimmte Gefühle auch weh tun, sie wollen gefühlt werden. Nur so können alte Wunden geheilt werden und nur so kannst Du Dich weiterentwickeln und loslassen.

Finde Alternativen

Welche alternativen Handlungsmöglichkeiten hast Du, wenn Dich der Essendrang aufgrund Deiner Gefühle überkommt? Finde heraus, was Dir noch helfen könnte, außer zu essen. Vielleicht probierst Du mal aus, was Deine Lieblingsmusik so bewirken kann?! Lerne zudem Deine Nahrungsaufnahme auf intuitive Art zu gestalten (LINK zu intuitives Essen).

Verurteile Dich nicht

Emotionales Essen ist nicht umsonst sehr weit verbreitet. Die Anforderungen, die unser aller Leben an uns stellen, sind kaum zu erfüllen. Das Essen ist die naheliegendste und einfachste Form, Stress und andere negative Emotionen zu betäuben. Sobald Du Dir im Klaren darüber bist, dass Du ein emotionaler Esser bist, kannst Du anfangen das zu ändern.

Nimm Hilfe an

Wenn Du merkst, dass Du durch Deine Selbstbeobachtung und die damit einhergehende achtsamere Ernährungsweise nicht weiterkommst, solltest Du die Hilfe eines gut ausgebildeten Beraters für Ernährungspsychologie in Anspruch nehmen.

Erreiche endlich Deinen Wohlfühlkörper
Ich begleite Dich mit psychologischen Tools auf dem Weg zu Deinem Wohlfühlgewicht.

Fazit

Das emotionale Essen ist der weit verbreitete Versuch, sich und seine Gefühle zum Positiven hin zu beeinflussen. Es dient als Trost, Beruhigung, Betäubung, Belohnung oder der Ablenkung.

Langfristig ist jede Form des Essens, die rein der Gefühlsmanipulation dient, sehr ungesund und belastend für die psychische Gesundheit. Wer sich vom emotionalen Essen lösen möchte, sollte verstehen, wo die eigenen Emotionen ihren Ursprung haben, wie sie aufgelöst werden können und wie ein guter Umgang mit ihnen entstehen kann.

Autor
Picture of Hanna Schnepf
Hanna Schnepf

Hanna Schnepf ist Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für Ernährungspsychologie. In ihrem Online Ernährungscoaching hilft sie Dir, Deinen Wohlfühlkörper zu erreichen.

Artikel teilen
Facebook
Twitter
LinkedIn
E-Mail
Ähnliche Artikel
Gestörtes Essverhalten

Gestörtes Essverhalten – Wie kann ich es normalisieren?

Fragst Du Dich, ob Dein Essverhalten noch gesund ist? Wenn Du ausschließlich isst, wenn Du hungrig bist, aufhörst, wenn Du satt bist und Dich generell wohl in Deinem Körper fühlst, dann stehen die Chancen gut, dass Du ein normales Essverhalten hast.

Intuitives Essen - Apfel oder Donut

Intuitives Essen – So kannst Du es erlernen

Die intuitive Ernährung verfolgt das Ziel, dass der Zeitpunkt für Mahlzeiten sowie die Auswahl der Lebensmittel instinktiv erfolgen. Dabei entscheidet dann nicht der Kopf, die Uhrzeit oder andere äußere Reize über das Essverhalten.

Nachts essen am Kühlschrank

Nachts essen – Gefahren und Therapieansätze

Sicher hat jeder schon einmal die Erfahrung gemacht, dass man nachts aufwacht und Hunger verspürt. Manchmal fällt das Abendessen vielleicht zu klein aus, oder man hat über den Tag verteilt zu wenig gegessen.

Gratis E-Book

In 5 Schritten zum Wohlfühlkörper

Hanna E-Book Preview

Du hast Diäten satt? Erfahre, wie Ernährungspsychologie Dich zum Wohlfühlkörper führt. Das tolle dabei – Du darfst weiter entspannt essen! 🥳

Hanna E-Book Preview

Gratis E-Book

In 5 Schritten zum Wohlfühlkörper

Du hast Diäten satt? Lade Dir jetzt mein E-Book herunter und lerne, wie Ernährungspsychologie Dich zum Wohlfühlkörper führt. Das tolle dabei – Du darfst weiter entspannt essen! 🥳